Holzbausysteme für seriellen öffentlichen Holzbau

Das Forschungsprojekt HO_SY beschäftigt sich mit dem Ziel der Entwicklung eines Holzbausystemes zur Verwendung von Holz und anderen nachwachsenden Baustoffen bei öffentlichen Gebäuden. Es soll ein offen zugänglichen Holzbausystem mit Bauteilkatalog, Berechnungen, Nachweisen und Beispielen zur Integration technischer Gebäudeausrüstung entwickelt werden.

Die Bereitstellung eines vollständigen Holzbausystems und Bauteilkataloges inklusive Beispielen der Integration technischer Gebäudeausrüstung als Endergebnis des Vorhabens, soll die Wettbewerbsfähigkeit des Holzbaus und der Anteil an Gebäuden in Holzbauweise bei der öffentlichen Hand maßgeblich steigern.

Die Aufgabenstellung des Forschungsprojektes für das Holzbausystem

Stufenweise Entwicklung eines offenen Standard-Holzbausystems (HO_SY) für öffentliche Gebäude, das auf die systemischen Nachteile von Holzbausystemen antwortet und auf Grundlage bestehender Systeme einfache Anwendungsmöglichkeiten für Planer und Kleine und Mittlere Holzbaubetriebe bietet. Ziel ist die Bereitstellung eines Holzbausystems, das universell einsetzbar für unterschiedliche Nutzungen ist, um eine bessere Verwendbarkeit tragender und raumbildender Holzbaukonstruktionen bei öffentlichen Gebäuden zu ermöglichen. Es ist nachzuweisen, dass die Verwendung des Holzbausystems bei öffentlichen Gebäuden im Vergleich zu den heute üblichen Konstruktionen aus Mauerwerk und Stahlbeton große Vorteile bietet.

Ökonomische und ökologische Aspekte werden berücksichtigt, um eine wirtschaftliche, standardisierte Bauweise zu ermöglichen, die konkurrenzfähig zu anderen Bausystemen ist. Mit einem interdisziplinär entwickelten systematischen Ansatz für den Holzbau von öffentlichen Gebäuden sind schnellere Planungs-, Genehmigungs- und Bauabläufe, einfachere Prozesse und effizientere Gebäude aus Holz möglich.

Mit der geplanten Holzsystembauweise werden Planungsinstrumente entwickelt, die auf Fertigung und Montage, Rückbaubarkeit und Weiterverwendung der Bauteile eines Gebäudes übertragen werden können, ohne dabei auf gestalterische Individualität und Vielfalt verzichten zu müssen. Dank vielfältiger Einsatzmöglichkeiten, flexibler Raumaufteilungen in Kombination mit optionalen Komfort-Lösungen und einer variablen Fassadengestaltung lassen sich weitaus mehr verschiedene Gebäudetypen realisieren, als man üblicherweise vom Konzept der „Standardisierung“ erwarten würde.

Holzbausystem
Beim Studentenquartier der Technischen Hochschule Rosenheim wurden Holzmodule mit einer hohen Vorfertigungstiefe verwendet. Foto: Sigurd Maier / Holzbauwelt.de

Aufgabe des Forschungsprojektes und Ausgangssituation im Holzbau

Aufgaben

  • Grundlagen- und vertiefte Recherchen zum Stand der Wissenschaft und Technik über den gesamten Projektzeitraum
  • Aufstellung eines Pflichtenheftes zur Einhaltung von Normung, Zertifizierungen und Zulassungsbestimmungen
  • Auswahlverfahren, Evaluation und Adaption der zu entwickelnden Holzbausysteme
  • Aufstellung eines Leitfadens
  • Bedarfsuntersuchung zur Nutzung einer Kita und Schule mit öffentlicher Umfrage
  • marktspezifische Erweiterung der Nutzung für andere öffentliche Gebäude
  • Entwurf der systembedingten Planungsunterlagen in Abhängigkeit von Anwendung und Gebäudeklasse

Status Quo

Bei Ausschreibung und Vergabe öffentlicher Bauvorhaben erweisen sich u. a. gesetzliche Regularien als Hemmnis für die Holzverwendung. Beispielsweise werden öffentliche Bauwerke aus Holz oftmals als Sonderbauwerke der Gebäudeklassen 4 und 5 eingestuft. Für diese Gebäudeklassen sehen viele Landes-Bauordnungen erhöhte Brandschutzanforderungen vor.

Zudem gelten für öffentliche Gebäude erhöhte Anforderungen an den Schall- und den Feuchteschutz sowie an schadstofffreies Bauen.

Eine weitere Schwierigkeit für öffentliche Bauherren ist die Vorab-Entscheidung für eine der zahlreich auf dem Markt konkurrierenden Holzbauoptionen – etwa Holzrahmenbau, Raumzellen, Holz-Massivbau oder Systeme mit Holz-Verbundmaterialien.

Das Forschungsprojekt HO_SY will diese Problemstellungen mit offen zugänglichen, einfachen Holzbausystemen für öffentliche Gebäude beantworten.

Vorteile

Mit einem einfachen und offenen Holzbausystem, das Anwendungen für unterschiedliche Nutzungen ermöglicht und jedem Planer und Holzbaubetrieb zugänglich ist, kann die Holzverwendung bei öffentlichen Gebäuden gesteigert und damit ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz geleistet werden.

Die standardisierte Holzsystembauweise stellt Planungsinstrumente für Fertigung und Montage, Rückbaubarkeit und Weiterverwendung aller Bauteile bereit, ohne auf gestalterische Individualität und Vielfalt zu verzichten. Das Holzbausystem berücksichtigt ökonomische und ökologische Aspekte und belegt die Wettbewerbsfähigkeit klimafreundlicher Holzbauten gegenüber herkömmlichen Bauweisen. Die Systeme sollen unkompliziert umsetzbar sein und Planern ebenso wie kleinen bis mittleren Zimmerei- und Holzbaubetrieben die Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen ermöglichen.

Quelle : fnr.de

Gebäudetyp E: Einfacher und kostengünstiger bauen

Mit dem Gebäudetyp E als Gesetzesvorlage hat sich das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) – zusammen mit den Partnern aus dem Bündnis bezahlbarer Wohnraum – das Ziel gesetzt, den Wohnungsbau einfacher, schneller und effizienter zu machen.

Das Planen und Bauen nach dem sogenannten „Gebäudetyp E“ birgt hierfür große Potenziale, die mit der BMWSB-„Leitlinie und Prozessempfehlung Gebäudetyp E“ und einer Anpassung des Vertragsrechts durch das Bundesjustizministerium bundesweit gefördert werden sollen.

Gebäudetyp E soll einfaches und experimentelles Bauen ermöglichen

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: „Mit dem Gebäudetyp E ermöglichen wir einfaches und experimentelles Bauen. Bauen ist in Deutschland zu teuer. Wir tendieren häufig dazu, einen Goldstandard zu bauen. Das macht das Planen und Bauen aufwändig, personalintensiv und teuer. Das wollen wir ändern. Wir gehen dabei Seite an Seite mit unseren Partnern in der Bauwirtschaft, in Bund und Ländern. Projektierer können mit dem ‚Gebäudetyp E‘ rechtssicher von Baustandards abweichen, um einen Bau schneller und kostengünstiger zu realisieren. Die Gebäudesicherheit, z. B. die Statik oder der Brandschutz, bleibt davon unberührt.“

Gebäudetyp E
Die von Prof. Nagler auf dem B&O-Gelände in Bad Aibling entwickelten Musterhäuser gelten als Gebäudetyp E. Foto: Sigurd Maier / Holzbauwelt.de

Gebäudetyp E – Innovativer Ansatz für das kostengünstige Bauen

Beim Bauen sind die sogenannten „allgemein anerkannten Regeln der Technik“ (aRdT) vertragsrechtlich relevant. Damit sind alle Regeln gemeint, die unter Branchenfachleuten als technisch geeignet, angemessen und notwendig erachtet werden, um gut und fehlerfrei zu bauen, und die sich in der Praxis bewährt haben. Welche Normen genau zu den aRdT gehören, ist nicht gesetzlich festgelegt, sondern folgt dem Branchenwissen und wird im konkreten Streitfall durch die Rechtsprechung festgestellt. Diese tendiert dazu, eine mangelhafte Leistung (Sachmangel) anzunehmen, wenn nicht alle berücksichtigt wurden. Das hat in der Praxis dazu geführt, dass Bauvorhaben meist so ausgeführt werden, dass sie allen bautechnischen Normen entsprechen, auch jenen, die nur dem Komfort dienen. Das alles hat den Neubau oder auch die Sanierung von Wohnungen verteuert und Investoren und Käufer ausgebremst.

Der Gebäudetyp E geht auf eine Initiative der Architektenschaft aus Bayern zurück und wird von einer breiten Allianz von Vertreterinnen und Vertretern des Bundes, der Länder und aus der Praxis unterstützt. Vertragspartner können durch den Verzicht auf kostenintensive Standards neue Spielräume für innovatives Planen und Bauen eröffnen. So werden Innovationen und individuelle Lösungen für das klima- und ressourcenschonende, bedarfsgerechte und kostengünstige Bauen ermöglicht.

Leitlinie und Prozessempfehlung für den Gebäudetyp E

Das BMWSB hat eine umfassende „Leitlinie und Prozessempfehlung Gebäudetyp E“ erarbeitet. Sie soll Bauherrinnen und Akteure der Planungs- und Baubranche bei der Anwendung des „einfachen Bauens“ unterstützen. Der Leitfaden gibt Projektbeteiligten Hinweise, wie Vereinbarungen für Architekten- und Bauverträge formuliert werden können. Damit kann das „einfache Bauen“ in der Praxis rechtssicher umgesetzt werden. Der Leitfaden ermutigt, zukünftig kreativer und kostengünstiger zu planen und zu bauen.

Quelle: BMWSB, Holzbauwelt.de

Mehrgeschossiger Holzhybridbau als Gamechanger im Wohnungsbau

Der mehrgeschossige Wohnungsbau, der auf die Holzhybridbauweise setzt, bietet eine nachhaltige Alternative, die natürliche Ressourcen effizient nutzt und gleichzeitig die Energie- und Klimakrise bekämpft. Diese Bauweise kombiniert Holz mit anderen Baumaterialien wie Stahl und Beton, um die Vorteile verschiedener Materialien optimal zu nutzen.

Ein wesentlicher Grund, warum die Holzhybridbauweise natürliche Ressourcen spart, liegt in der nachhaltigen Forstwirtschaft. Holz, als Hauptbestandteil, ist ein erneuerbarer Rohstoff, der durch gezielte Aufforstung und nachhaltige Waldbewirtschaftung gewonnen wird. Im Vergleich zu nicht-erneuerbaren Baustoffen wie Beton oder Stahl trägt dies dazu bei, die Abhängigkeit von endlichen Ressourcen zu verringern und den ökologischen Fußabdruck des Baus zu minimieren.

Holzhybridbau Wohnungsbau
Die Holzhybridbauweise im Wohnungsbau ermöglicht eine hohe Vorfertigung im Holzbau durch gleichartige Grundrisse. Foto: Holzbauwelt.de

Hohe Effizienz durch die mehrgeschossige Holzhybridbauweise

Zusätzlich zum Klimaschutz zeichnet sich die Holzhybridbauweise durch ihre Energieeffizienz aus. Holz besitzt natürliche Dämmeigenschaften, was zu einer verbesserten Wärmedämmung der Gebäude führt. Dadurch kann der Energieverbrauch für Heizung und Kühlung reduziert werden, was wiederum zu einer geringeren Umweltbelastung beiträgt. Gleichzeitig ermöglicht die Kombination mit anderen Materialien eine stabile und sichere Bauweise, die den Anforderungen an mehrgeschossige Gebäude gerecht wird.

Ein weiterer ökologischer Vorteil der Holzhybridbauweise liegt in der Möglichkeit, bei der Gebäudeplanung mit dem Baustoff Holz bereits temporär CO2 zu speichern. Da Holz Kohlenstoff bindet, wird ein Teil des während des Wachstums aufgenommenen CO2 im Baustoff gespeichert und trägt somit zur Senkung der Gesamtemissionen im Gebäude bei.

Insgesamt stellt die Holzhybridbauweise eine zukunftsweisende Lösung dar, um den Wohnungsbau nachhaltiger zu gestalten und dabei natürliche Ressourcen schonend zu nutzen. Durch die Kombination von Holz mit anderen Baumaterialien werden die Stärken verschiedener Materialien vereint, um ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliche Gebäude zu schaffen.

Prof. Schellnhuber mahnt zu mehr Klimaschutz beim Bau

Im Kampf gegen die zu schnell fortschreitende Klimaerwärmung in der Welt ruft Professor Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), zu einer »globalen Bauwende und einer Transformation der gebauten Umwelt« auf. Ein neues Bauwesen müsse umgehend auf nachwachsende Rohstoffe setzen. Der Klimaforscher sowie Gründer und Co-Geschäftsführer der Initiative »Bauhaus Erde« skizziert Möglichkeiten, wie mit Holz der Weg zu mehr Klimaschutz beim Bau gelingen kann: »Die Rechnung ist simpel«, so Schellnhuber. »Wenn ein Baum wächst, nimmt er das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) auf. Bauen wir daraus ein Haus, wird nicht nur klimaschädlicher Stahlbeton substituiert, sondern auch CO2 langfristig gespeichert.« Schellnhuber fordert, »die gebaute Umwelt viel stärker ins Visier« zu nehmen. Denn weltweit habe der Gebäudesektor – vom Bauen über Konstruktion und Betrieb bis hin zum Abriss – einen Anteil von rund 40 Prozent an allen Treibhausgas-Emissionen. Und sogar 70 Prozent des Rohstoff- und Ressourcenverbrauchs werden durch den Bausektor verursacht.

 

Holzhybridbau Wohnungsbau
Holz ist der einzige Baustoff der während seiner Lebensdauer das klimaschädliche CO2 dauerhaft einlagern kann. Foto: Holzbauwelt.de

Moderne Holzbau-Architektur reduziert den CO2-Fußabdruck

Eine moderne Holzbau-Architektur im mehrgeschossigen Wohnungsbau trägt maßgeblich zu einem klimafreundlichen Bauen und Wohnen sowie zu einer hohen Wohnqualität bei. Die folgenden Aspekte verdeutlichen, warum diese Bauweise als besonders nachhaltig und lebenswert gilt:

  1. Nachhaltigkeit und CO2-Bilanz:
    • Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, dessen Verwendung als Baustoff dazu beiträgt, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Während des Wachstums bindet der Baum Kohlenstoff, der im Holz gespeichert wird. Dieser Kohlenstoffspeicherungseffekt trägt zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bei und unterstützt somit den Klimaschutz.
  2. Energieeffizienz und Wärmedämmung:
    • Holz verfügt über natürliche Dämmeigenschaften, was zu einer ausgezeichneten Wärmedämmung führt. In mehrgeschossigen Holzhäusern bleibt die Innentemperatur besser reguliert, was den Energieverbrauch für Heizung und Kühlung reduziert. Dies trägt nicht nur zur Senkung der Emissionen bei, sondern führt auch zu geringeren Energiekosten für die Bewohner.
  3. Gesundes Wohnklima:
    • Holz schafft ein gesundes und angenehmes Wohnklima. Der Baustoff reguliert die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise, was das Raumklima verbessert und das Wohlbefinden der Bewohner fördert. Holzoberflächen in Innenräumen tragen zudem zu einer angenehmen Ästhetik bei.
  4. Flexibilität im Design:
    • Moderne Holzbau-Architektur ermöglicht eine vielfältige Gestaltung. Die Flexibilität des Materials erlaubt innovative architektonische Konzepte und individuelle Designs. Dies fördert eine abwechslungsreiche städtische Landschaft und ermöglicht es, auf die Bedürfnisse der Bewohner einzugehen.
  5. Schnelle Bauzeiten und geringe Umweltauswirkungen:
    • Holzhäuser können dank vorgefertigter Bauelemente effizient und schnell errichtet werden. Die verkürzte Bauzeit reduziert nicht nur die Kosten, sondern minimiert auch die Belastung für die Umwelt durch Bauprojekte. Weniger Baustellenzeit bedeutet weniger Energieverbrauch und weniger Emissionen während der Bauphase.

In der Wohnungs- und Baubranche gibt es verschiedene Anbieter mit Kompetenzen im mehrgeschossigen Bauen vom Holzhochhaus bis zum mehrgeschossigen Wohnungsbau. Hier eine Auswahl kompetenter Anbieter für den mehrgeschossigen Wohnungsbau: Kaufmann Bausysteme GmbH, Garbe Immobilien Projekte GmbH, Huber & Sohn GmbH & Co. KG, Gumpp & Maier GmbH.

Holzbau: Der optimale Partner für die serielle Gebäudesanierung

An Potenzial für eine sinnvolle Gebäudesanierung durch den Holzbau mangelt es nicht. Allein in Deutschland stehen rund 22 Millionen Gebäude, die ein Drittel der Treibhausgasemissionen unseres Landes verursachen. Während Neubauten relativ hohe Energiestandards erfüllen, kommt die energetische Sanierung der Bestandsgebäude seit Jahren nicht voran.

Unser Gebäudebestand ist veraltet und entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen an Barrierefreiheit, Komfort und Energieeffizienz. Dabei sind diese Gebäude zur Erreichung der Klimaziele ein zentraler Hebel – etwa drei Viertel von ihnen wurden vor 1977 ohne Vorgaben für den Wärmeschutz errichtet.

Um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, sollen deshalb bis spätestens 2050 alle Bestandsbauten in Deutschland klimaneutral saniert werden. Das stellt die ganze Bauwirtschaft und im Besonderen viele Wohnungsbauunternehmen vor große Herausforderungen.

Serielle Gebäudesanierung Holzbau
Serielle Sanierung von Bestandsgebäuden durch den Holzbau mit vorgefertigten Wandelementen. Foto: Holzbauwelt.de

Serielle Sanierung mit Bundesförderung und Bonus als Anreizsystem

Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) wurde als Anreiz der neue Bonus „Serielles Sanieren“ eingeführt. Seit 01.01.2023 gibt es einen 15 Prozent Bonus für serielle Sanierungen (SerSan-Bonus), zusätzlich zum Standardtilgungszuschuss von 20 % bzw. 15% für die Effizienzhausstufe 40 bzw. 55. Mit dem Programm des Bundes „Förderung der Seriellen Sanierung“ verfolgt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Ziel, die Gesamtenergieeffizienz im Gebäudebereich weiter zu steigern.

Gefördert wird dabei die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden unter Verwendung abseits der Baustelle vorgefertigter Fassaden- bzw. Dachelemente. Darüber hinaus gibt es weitere Kombinationsmöglichkeiten zur energetischen Sanierung und zur Erlangung des Bonus für die serielle Sanierung.

Mit Hilfe dieser Baumethode soll die Quote dieses Bausektors einen zusätzlichen Anschub erfahren. Im Vergleich zu zeitaufwändigen Lösungen vor Ort lassen sich solche Elemente mit deutlich reduziertem Aufwand montieren.

Serielle Sanierung mit Holz hat ein hohes Marktpotential im Gebäudebestand

Der Einsatz vorgefertigter Bauteile aus Holz gehört im Neubaubereich schon lange zum Standard, so etwa im Holzfertigbau oder in der Gebäudehülle bei der Kombination von mineralischen Tragstrukturen mit nichttragenden Holzelementen. Gerade hier sprechen für den Holzbau die ausgezeichneten wärmeschutztechnischen Eigenschaften bei gleichzeitig geringen Wandstärken, der hohe Vorfertigungsgrad, das geringe Gewicht, die trockene Bauweise sowie generell die Eigenschaft, ein nachwachsender Baustoff zu sein.

Serielles Sanieren bezeichnet die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden durch die Verwendung und Montage vorgefertigter Fassaden- und / oder Dachelemente, am besten einschließlich der Fenster sowie möglicherweise der Haustechnik. Die serielle Sanierung mit vorgefertigten Holzelementen bietet nicht nur eine schnelle und qualitätsgesicherte Alternative, sondern ermöglicht auch eine digitale Erfassung aller Materialien und Verbindungsmittel zur Dokumentation und Instandhaltung.

Serielle Gebäudesanierung Holzbau
Energetische Gebäudesanierung mit Solar- und PV-Modulen auf vorgefertigten Wandelementen des Holzbaus. Foto: Holzbauwelt.de

Durch Holzbau wird serielle Gebäudesanierung kostengünstig und nachhaltig

Der Holzbau hat bereits schon seit 2010 im Rahmen des „TES Forschungsprojekts“ seinen Platz im Bereich der Sanierung gefunden. Neu ist allenfalls der Begriff der „Seriellen Sanierung“. Eine Serielle Sanierung eignet sich besonders gut für architektonisch einfachere und typenähnliche Gebäude. Laut Studien gibt es bundesweit rund 2,3 Millionen Gebäude, die für eine Sanierung dieser Art infrage kommen. Dazu gehören viele Mietshäuser aus den 1950er bis 1970er Jahren, für die besonders wirtschaftliche Sanierungslösungen wichtig sind, weil die Mieten hier aus sozialen Gründen nicht weiter steigen dürfen. Wenn eine Wohnungsbaugesellschaft ein Mehrfamilienhaus oder eine Reihe baugleicher Wohngebäude sanieren möchte, ist jetzt der richtige Zeitpunkt für Investitionen in den langfristigen Erhalt ihrer Immobilien gekommen.

Sie sind eine Kommune oder eine Baugesellschaft und wollen eine serielle Gebäudesanierung durchführen lassen? Gerne beraten wir Sie über die Möglichkeiten der Vorfertigung im Holzbau: info(at)holzbauwelt.de

Quellen: informationsdienst-holz.de, bafa.de, holzbauwelt.de

Marktstudie mehrgeschossiger Holzbau sieht großes Potential

Das Marktforschungsinstitut B+L untersucht die Marktentwicklung und Produktabsätze in der Bauwirtschaft für Deutschland und Europa. Dabei beschränkt sich Ihre Expertise nicht nur auf den mehrgeschossigen Holzbau, sondern Ihr interdisziplinäres Team analysiert alle Produkte und Bauteile, die am Bau verwendet werden.

Sigurd Maier: Inhaber der Online-Plattform Holzbauwelt.de: „Durch ihre Primärdatenerhebungen bei Herstellern, Händlern, Planern und Ausführenden sind Sie nah am Puls der Branche, daher einmal vorab gefragt: Wo steht die deutsche Baubranche im Mai 2024 und was sind aus Ihrer Sicht aktuelle Entwicklungen, die die Branche prägen werden?“

Holzbau
Viele Baubeteiligte und Experten sehen im mehrgeschossigen Holzbau als Holzhybridbau große Marktpotentiale. Foto: Holzbauwelt.de

Sigurd Maier: Durch ihre Primärdatenerhebungen bei Herstellern, Händlern, Planern und Ausführenden sind Sie nah am Puls der Branche, daher einmal vorab gefragt: Wo steht die deutsche Baubranche im Mai 2024 und was sind aus Ihrer Sicht aktuelle Entwicklungen, die die Branche prägen werden?

Marcel Dresse: Aktuell ist die Branche natürlich stark vom konjunkturellen Einbruch des Neubausegments und der Zurückhaltung bei Investitionen in den Bestand geprägt. Die Unternehmen sahen sich im vergangenen Jahr 2023 mit deutlichen Auftrags- bzw. Absatzrückgängen konfrontiert. Gleichzeitig sind die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnbau und die Entwicklung hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand wichtige Themen für die Branche, bei denen unbedingter Handlungsbedarf besteht. Auch das Thema Fachkräftemangel treibt viele Unternehmen, gleichermaßen in der Industrie, im Fachhandel und bei den ausführenden Unternehmen, um. Eng verbunden mit diesen Themen sind damit die Fragen nach ressourcenschonenden, nachhaltigen Baustoffen und nach einer Produktivitätssteigerung zum Beispiel durch Vorfertigung.

Sigurd Maier: Der Holzbau wird, unter anderem aufgrund des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe, als ein Baustein auf dem Weg zu einem klimaneutralen beziehungsweise nachhaltigeren Neubau bewertet. Während der Holzbau im Ein- und Zweifamilienhausbau bereits etabliert ist, liegen die Holzbauquoten im Mehrgeschossbau in Deutschland noch auf geringem Niveau. Wie sehen Sie hier die Entwicklungen?

Marcel Dresse: In den vergangenen Jahren ist der Anteil von Holzkonstruktionen bei mehrgeschossigen Gebäuden im Wohnbau und Nichtwohnbau wie Schulen, Hotels, Büros, etc. in Deutschland gestiegen. Nach unseren Hochrechnungen wurden im Jahr 2023 rund 4 % der Mehrfamilienhäuser in Deutschland in Holzbau- bzw. Holz-Hybridbauweise erstellt. Anders als im Ein- und Zweifamilienhausbau handelt es sich dabei überwiegend nicht um Konstruktionen mit Holzständerwerk, sondern um Wand- und Deckenelemente aus Brettsperrholz. Bei den meisten mehrgeschossigen Gebäuden in Holzbauweise handelt es sich dabei um Hybridgebäude. Die Holzbauweise wird dabei mit Sockelgeschossen oder Treppenhäusern in Stahlbeton- oder Mauersteinbauweise kombiniert.

Holzbau
Das Parlamentsgebäude in Berlin für 400 Büroräume wurde in nachhaltiger Holzmodulbauweise fertiggestellt. Foto: Holzbauwelt.de

Entwicklungen hin zum Holzhybridbau mit Holz und Beton

Sigurd Maier: Welche Bedeutung hat die Hybridbauweise aktuell in Deutschland?

Marcel Dresse: Bezogen auf alle Fertigstellungen, unabhängig vom verwendeten Baustoff, ist die Bedeutung des Hybridbaus in Deutschland noch gering. Innerhalb des mehrgeschossigen Holzbaus ist der Hybridbau hingegen die dominierende Bauweise. Ausgehend von einer aktuellen Befragung, die wir bei Architekten, Planern und ausführenden Unternehmen durchgeführt haben, handelt es sich bei mehr als 75 % der überwiegend in Holzbauweise gebauten Mehrfamilienhäuser und bei mehr als 80 % der mehrgeschossigen Nichtwohngebäude in Holzbauweise um Holz- und Holzhybridbau-Konstruktionen. Neben den erwähnten Anwendungen bei Sockelgeschossen oder Treppenhäusern bzw. Liftschächten kommen auch hybride Bauteile wie beispielweise Holz-Beton-Verbunddecken zum Einsatz. Insbesondere bei größeren Projekten dominiert die Hybridbauweise den Holzbau damit eindeutig.

Sigurd Maier: Wie bewerten Sie die bisherigen Erfahrungen und die Wahrnehmung des Holz-Hybridbaus bei Auftraggebern, Architekten / Planern und Ausführenden?

Marcel Dresse: Bisher sind die Erfahrungen mit der Holz-Hybridbauweise bei den meisten Akteuren noch gering. Einige Planungsbüros und (Holz-)Bauunternehmen haben jedoch schon eine weitreichende Expertise durch die erfolgreiche Umsetzung verschiedener Projekte aufgebaut. Wir beobachten, dass sich auch Akteure, die bisher noch wenig Holzbauerfahrung haben, mit dem Holz-Hybridbau auseinandersetzen. Aus der erwähnten Befragung haben wir eine hohe Offenheit hinsichtlich zukünftiger Holz-Hybridbau-Projekte ermittelt. 59,5 % der befragten Entscheider haben gesagt, dass sie sich die Umsetzung zukünftiger Projekte in Holz-Hybridbauweise vorstellen können und dies für technisch umsetzbar halten. Die Offenheit liegt damit deutlich höher als für eine reine Massivholz-Bauweise, beispielweise mit Brettsperrholz. Neben den Architekten / Planern und Ausführenden zeigen auch die Wohnungswirtschaft und Projektentwickler eine relevante Offenheit für die Holz-Hybridbauweise.

Holzbau
Auch in der städtischen Nachverdichtung spielt der nachhaltige mehrgeschossige Holzhybridbau seine Stärken aus. Foto: Holzbauwelt.de

Wie sieht die Marketentwicklung im Holzhybridbau für die kommenden Jahre aus?

Sigurd Maier: Angesichts der positiven Wahrnehmung des Holz-Hybridbaus, welche Marktentwicklung prognostizieren Sie für die kommenden Jahre?

Marcel Dresse: Grundsätzlich gehen wir von einer steigenden Holzbauquote im Mehrgeschossbau in den kommenden Jahren aus. Neben Nachhaltigkeitserwägungen spielen die Vorteile einer seriellen bzw. modularen Bauweise hier eine Rolle. Die Holzlösungen können hier aus Sicht vieler Investoren und Auftraggeber punkten. Mit der steigenden Holzbauquote wird auch die Bedeutung des Hybridbaus zunehmen. Aktuell ist der Neubau noch stark unter Druck und das Volumen der Fertigstellungen liegt deutlich unter dem Niveau der Vorjahre.

Doch ab dem Jahr 2025 erwarten wir eine Erholung des Neubaus, insbesondere im Mehrfamilienhausbau. Dabei spielt die Schaffung von bezahlbarem, geförderten Wohnraum eine wichtige Rolle. Hier bieten sich Chancen für den Holzbau und damit auch für die Hybridbauweise. Aus unserer Sicht kann die Schaffung von ausreichend Wohnraum nur gelingen, wenn materialoffen agiert wird und verschiedene Akteure ins Boot geholt werden. Es kann und muss nicht jedes Gebäude aus Holz gebaut werden. Viel wichtiger ist es, die Vorteile und Stärken der verschiedenen Baustoffe zu kennen und zu nutzen, um effizient, nachhaltig Wohnraum zu schaffen.

Welcher Kompetenzen bedarf es für die Herausforderung Holzhybridbau?

Sigurd Maier: Wo sehen Sie Herausforderungen im Holzbau bzw. bei der Umsetzung von Hybridbauprojekten?

Marcel Dresse: Neben der beschriebenen Materialoffenheit ist sicherlich die Vernetzung und Information der Baubeteiligten wichtig. Viele Auftraggeber und Investoren kennen die Chancen, die mit dem Holzbau einhergehen bereits. Was sie jedoch häufig nicht wissen ist, wer die entsprechenden Projekte realisieren kann und welche Lösungen für das Projekt geeignet sind. Hier ist eine Vernetzung der verschiedenen Stakeholder notwendig. Auch Informationen über die Kombination von Holz und anderen Baustoffen ist wichtig, um Vorbehalte und Unsicherheiten abzubauen. Portale wie Holzbauwelt.de spielen hier eine wichtige Rolle bei der Vernetzung und Unterstützung.

Darüber hinaus gilt es Akteure wie konventionelle Bauunternehmen, die bisher kaum Erfahrung mit dem Holzbau haben, abzuholen und als Partner in Hybrid-Projekte zu integrieren. Auch die Holzbaubetriebe benötigen eine gewisse Betriebsgröße und entsprechende Erfahrungen, um Großprojekte umzusetzen. Hier ist der Erfahrungsaustausch zwischen den Akteuren essentiell.

Sigurd Maier: Vielen Dank Marcel Dresse für die spannenden Einblicke und das Interview.

Über die Interviewpartner zur Marktstudie mehrgeschossiger Holzbau

Über meinen Interviepartner: Marcel Dresse arbeitet seit 7 Jahren als Projektleiter für das Bonner Marktforschungsinstitut B+L. Dort ist er verantwortlich für die Marktuntersuchungen und Studien zu den Themen Holzbau, Nachhaltigkeit und Gebäudebestand / Sanierung. Darüber hinaus betreut er die europaweiten Zielgruppenbefragungen der B+L, die im Rahmen der Marktanalysen bei Architekturbüros, Bauunternehmen und Handwerksbetrieben durchgeführt werden.

Sigurd Maier ist Gründer und Betreiber der Online-Kompetenz-Plattform für Anbieter im Holzbau, Holzbauwelt.de. Vom Holzhaus bis zum mehrgeschossigen Wohnungs- und Objektbau finden Sie engagierte mittelständische Holzbau-Unternehmen und kreative Architekturbüros. In der Holzbauwelt-Jobbörse finden Sie interessante Arbeitgeber und attraktive Jobs im Holzbau.

Holzmodulbau mit über 1.000 Holzmodulen – Zollhochschule in Rostock

Den Neubau der Zollhochschule des Bundes in Rostock wird von einem Joint Venture aus Kaufmann Bausysteme und Primus Developments den Holzhybrid-Campus nach einem Entwurf der Berliner Architekten Sauerbruch Hutton realisieren. Die Ausbildungsstätte im Rostocker Ortsteil Lichtenhagen wird Platz für 600 Studierende des Zolls bieten.

Der Campus in Rostock-Lichtenhagen an der Möllner Straße 10-12 soll sich dabei in zwei Nutzungsbereiche gliedern:

  • ein zentrales viergeschossiges Hochschulgebäude mit insgesamt 24 Lehrsälen, 2 Hörsälen, 48 Gruppenarbeitsräumen und einer Bibliothek sowie einer Mensa, aber auch Büro- und Verwaltungsbereichen und
  • zwei siebengeschossige Wohngebäude mit Wohn- und Aufenthaltsbereichen, die Platz für 620 Unterkünfte bieten.

Es werden auf dem Gelände eine ausreichende Anzahl an PKW- und Fahrradstellplätzen sowie Stellplätze mit E-Ladesäulen geschaffen.

Die Bruttogeschossfläche beträgt ca. 40.000 Quadratmeter, der Raumbedarf umfasst etwa 19.000 Quadratmeter.

Zollhochschule Rostock
Mit über 1.000 Holzmodulen wird der Campus der Zollhochschule in Rostock in Holzhybridbauweise realisiert. Grafik: Sauerbruch Hutton

Joint Venture erhält den Zuschlag über das 230 Millionen Bauprojekt als Holzmodulbau

Nach dem etwa einjährigen Auswahlverfahren zur sogenannten Zollhochschule bekam die Bietergemeinschaft aus dem österreichischen Holzmodulbauer Kaufmann Bausysteme und dem Hamburger Projektentwickler Primus Developments mit einem Entwurf der Berliner Architekten Sauberbruch Hutton den Zuschlag als Totalübernehmer.

Das Trio Kaufmann Bausysteme GmbH, Sauerbruch Hutton und Primus Developments realisierte zuletzt den Luisenblock West mit 400 Büros für den Deutschen Bundestag – ebenfalls in Holzmodulbauweise. Das Pilotprojekt für die Kooperation war das Studentenwohnheim Woodie, das 2016 mit 371 Apartments in Hamburg-Wilhelmsburg entstand.

Laut offizieller Mitteilung überzeugte das Konzept für die Zollhochschule in Rostock besonders mit Nachhaltigkeit und der vorhandenen Produktionskapazität. Bis September 2025 sollen bereits alle Module fertig ausgeliefert werden – 2.500 Kubikmeter Holz verteilt auf 1000 Holzmodule. Produziert wird im Werk Berlin-Köpenick wie auch bereits die HOMEB Module für den Schulhausbau in Berlin von Kaufmann Bausysteme.

„Das ist mit einem Investitionsvolumen von 230 Mio. Euro das derzeit größte Bauprojekt in Rostock“, erläuterte Heiko Geue (SPD), Finanzminister von Mecklenburg-Vorpommern. Die Bauarbeiten für den Campus der Zollhochschule starten voraussichtlich im März 2024 auf dem 3 ha großen, früheren Areal des Instituts für Grundschulpädagogik der Universität Rostock.

Erhalt von Wohnheimen durch Sanierung möglich und Neubau von Gebäuden erforderlich

Bis auf zwei sanierte Studentenwohnheime an der Südostseite des Grundstücks werden die weiteren Bestandsgebäude in naher Zukunft abgerissen. Der zunächst geprüfte Erhalt weiterer Gebäudeteile sei aufgrund der schlechten Bausubstanz sowie der Verwendung von Asbest nicht möglich gewesen, erklärte Carmen-Alina Botezatu, Leiterin des Staatlichen Bau- und Liegenschaftsamts (SBL) des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Rostock, im Vorfeld der Wettbewerbsvorstellung gegenüber der Ostsee-Zeitung.

Zollhochschule Rostock
Ausschlaggebend für die Vergabe waren die hohe Nachhaltigkeit, ein außergewöhnlicher Entwurf und die Lieferkapazität. Grafik: Sauerbruch Hutton

„Die Hochschule soll ein modernes, positives und inspirierendes Leuchtturmprojekt für Nachhaltigkeit und die Aufwertung des Stadtteils Lichtenhagen werden.“ Damit will Botezatu auch das schlechte Image des Stadtteils Lichtenhagen aufwerten, der bundesweit primär durch die rassistischen Ausschreitungen 1992 an der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber bekannt ist.

Holzmodule aus Berliner Produktion von Kaufmann Bausysteme „Just-in-time“

Beim Lehrgebäude wird das Erdgeschoss als Holzingenieurkonstruktion errichtet, auf der die Obergeschosse mit gespiegelt kammartigen Grundrissen aus gestapelten Holzmodulen entstehen. „Wir haben beim Lehrgebäude den Holzanteil – etwa im Vergleich zu den Wohnheimbauten – noch einmal um 20% bis 30% erhöht“, erklärte Achim Nagel, geschäftsführender Gesellschafter von Primus Developments.

Für die beiden Wohnheimbauten werden das Sockelgeschoss sowie die Erschließungskonstruktion in Stahlbeton gefertigt. Die Unterkünfte selbst bestehen aus 600 Einzelzimmern – ein Zimmer ein Modul – sowie 20 Sondermodulen für Familien oder für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Die Holzmodule werden aus Brettsperrholz in der Kaufmann-Produktion in Berlin vorgefertigt und via Lkw just-in-time zur Montage nach Rostock gefahren. Unter dem erhöhten, begrünten Hof zwischen den Wohnriegeln werden Pkw-Stellplätze untergebracht.

Achim Nagel von Primus Developments: „Wir sind sehr glücklich, gemeinsam mit unserem langjährigen Partner Kaufmann Bausysteme den Zuschlag zu diesem besonderen Projekt erhalten zu haben. Mit dem Neubau der Hochschule des Bundes entsteht in innovativer Holzmodulbauweise ein ökologisches Unikat. Durch den außergewöhnlichen Entwurf von Sauerbruch Hutton wird das Projekt auch architektonisch überregionale Strahlkraft entwickeln. Rostock-Lichtenhagen wird mit der Zollhochschule einen neuen, zukunftsweisenden Impuls erhalten und ein Beispiel für das Bauen der Zukunft sein.“

Quellen: Kaufmann Bausysteme, Primus Developments, Ostsee-Zeitung, Holzbauwelt.de.

Doppelter Förderaufruf zur Holzbauinitiative: Laubholz im Holzbau und Sanieren mit Holz

Seit dem 01.04.2024 gibt es eine Förderung für den Einsatz von Laubholz beim konstruktiven Holzbau durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Das Bauen mit Holz trägt durch die langfristige Kohlenstoffbindung und Substitutionseffekte zur Reduktion der CO2-Emissionen und damit zum Klimaschutz bei.

Der Waldumbau zu klimaresilienten Wäldern führt mittel- bis langfristig zu einem höheren Laubholzangebot und damit zukünftig zu einem veränderten Rohstoffangebot für die heimische Holzwirtschaft. Bei einem zurückgehenden Angebot an Nadelholz wird deutlich mehr Laubholz, insbesondere Buchenholz, auch in geringeren Dimensionen anfallen.

Heute wird bereits fast doppelt so viel Laubholz aus den Wäldern entnommen wie noch vor 20 Jahren und aktuell im Wesentlichen zu energetischen Zwecken genutzt. Insbesondere hier bestehen Potentiale, heimisches Laubholz durch eine höherwertige stoffliche Verwendung mit der Möglichkeit zur Kaskadennutzung und Kreislaufführung einzusetzen.

Es gilt, eine verstärkte Laubholzverwendung im Holzbau zu fördern und dabei die großen Herausforderungen, die sowohl an die Wald- und Holz- als auch an die Bauwirtschaft gestellt werden, zu adressieren. Dieser Prozess erfordert ein gemeinsames Engagement aller Akteure, um das Bauen mit Holz über die nächsten Jahrzehnte hinaus steigern zu können.

Auf Grundlage der Ergebnisse der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Studie „Laubholzproduktmärkte“ und der im Rahmen der „Charta für Holz 2.0“ erarbeiteten Empfehlungen konnte Bedarf an FuE und Projekten mit Modellcharakter identifiziert werden. Diese münden in den vorliegenden Förderaufruf „Steigerung des Einsatzes von Laubholz im konstruktiven Holzbau“, der ein Beitrag zur Holzbauinitiative der Bundesregierung ist. Zudem trägt der Aufruf zur Umsetzung der strategischen Forschungsbereiche „Verringerung der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft“ und „Nutzung und Bereitstellung erneuerbarer Energien in der Land- und Forstwirtschaft“ der Mission „Klimaneutralität bis 2045“ aus dem aktuellen Forschungsplan des BMEL bei.

In der folgenden Übersicht wird der notwendige Forschungsbedarf spezifiziert und muss zwingend bei der Einreichung von Skizzen beachtet werden. Hier ist der komplette Aufruf des BMEL zur Förderung des Laubholz-Einsatzes beim konstruktiven Holzbau mit Hinweis auf das Skizzenformular. Einreichungsfrist für die Förderung „Steigerung des Einsatzes von Laubholz im konstruktiven Holzbau“ mit Skizzen bis spätestens bis 30.09.2024.

Holzbau
Mit einem am 1. April 2024 gestarteten Förderaufruf zur Holzbauinitiative will das BMEL den Einsatz von Laubholz im konstruktiven Holzbau voranbringen. Quelle: FNR/ Jörg Böthling

Sanieren und modernisieren mit Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen

Der Bausektor ist eine Schlüsselindustrie und gleichzeitig weltweit einer der Hauptprodu­zenten von Abfall und CO2. In Deutschland verursachen der Bau und Betrieb von Gebäuden fast 41 Prozent der Treibhausgas(THG)-Emissionen. Hier liegt also ein bedeutender Hebel, um die deutschen Klimaziele, bis 2045 treibhausgasneutral zu sein, zu erfüllen. Um dies zu erreichen, sind weitreichende und schnelle Maßnahmen dringend notwendig – insbesondere beim Betrieb, der Bausanierungen und der Modernisierung von Bestandsgebäuden.

Besonders die Modernisierung und Sanierung von Bestandsgebäuden bieten große Potenziale, den Energiebedarf und damit auch den Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig zum geringen Flächenverbrauch durch Verzicht auf Neubau beizutragen.

In Deutschland gibt es ca. 22 Millionen Gebäude. Da viele dieser Gebäude bereits eine lange Nutzungsdauer vorweisen und vor der ersten Wärme­schutzverordnung (WärmeschutzV – 1977) errichtet wurden, entspricht deren Energieeffizienz nicht dem aktuellen bzw. notwendigen Wert, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen.

Schätzungen gehen davon aus, dass daher etwa drei Viertel der Gebäude in den nächsten Jahrzehnten energetisch saniert werden müssen. Die aktuelle durchschnittliche jährliche Sanierungsrate von ca. 1 % steht jedoch der notwendigen Sanierungsrate von 1,8 – 2 % gegenüber. Daher muss diese Quote deutlich erhöht werden, um die Energieeffizienz zu verbessern und ein zusätzliches CO2-Minderungspotenzial zu erschließen.

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Förderaufruf zum klimafreundlichen Sanieren und Modernisieren von Bestandsgebäuden mit Holz und weiteren natürlichen Rohstoffen. Quelle: FNR/ Peter Eichler

Ziel des Förderaufrufs ist die Stärkung des klimafreundlichen Sanierens und Modernisierens von Bestandsgebäuden durch den verstärkten Einsatz des Baustoffs Holz und weiterer nachwachsender Rohstoffe und Materialien für den Baubereich (u.a. Stroh, Hanf, Paludi). Hierfür sollen FuE-Vorhaben und Projekte mit Modellcharakter durchgeführt werden. Ein besonderes Augenmerk der Entwicklungen und des Wissentransfers soll auf der Wirtschaftlichkeit für die Anwender, der einfachen Umsetzbarkeit, der Recyclingfähigkeit der Produkte am Ende ihres Lebenszyklus sowie zirkulären Strategien liegen. Mit dem Förderaufruf wird ein Beitrag zu der Holzbauinitiative der Bundesregierung geleistet. Zudem trägt der Aufruf zur Umsetzung der strategischen Forschungsbereiche „Verringerung der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft“ und „Nutzung und Bereitstellung erneuerbarer Energien in der Land- und Forstwirtschaft“ der Mission „Klimaneutralität bis 2045“ aus dem aktuellen Forschungsplan des BMEL bei.

Einreichungsfrist für die Förderung des klimafreundlichen Sanierens und Modernisierens von Bestandsgebäuden durch den verstärkten Einsatz des Baustoffs Holz und weiterer nachwachsender Rohstoffe und Materialien für den Baubereich (u.a. Stroh, Hanf, Paludi) mit Skizzen bis spätestens bis 31.07.2024.

Mehr Holzbau für den Klimaschutz – kommunales Info-Tool

Das kommunale Informationssystem Holzbau verbindet die Kombination von Geo- und Ökobilanzdaten für kommunale Entscheider. Kommunen können über den Bausektor ganz erhebliche Treibhausgas(THG)-Einsparungen erzielen, indem sie Vorgaben für klimafreundliche Baustoffe machen. Das neue Informationssystem Holzbau-KIS, das die Ruhr-Universität Bochum und die Disy Informationssysteme GmbH derzeit entwickeln, unterstützt Kommunen bei entsprechenden Planungen: Es weist das konkrete Klimaschutzpotenzial durch Holzbau für verschiedene Szenarien in den Bereichen Neubau, Sanierung, Nachverdichtung und Aufstockung ausgewählter Kommunen aus.

Das Vorläuferprojekt Holzbau-GIS erhielt am 4. Dezember 2023 den Nachhaltigkeitspreis der Initiative Humboldtⁿ, einer Nachhaltigkeitsinitiative der nordrhein-westfälischen Universitäten (https://humboldt-n.nrw/). Die Weiterentwicklung zum Holzbau-KIS läuft nun bis 2026 und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.

Kommunales Tool weist Klimaschutz-Beitrag des Bauens und Sanierens mit Holz aus

Kommunen haben bei der Städteplanung den Hut auf und können in dieser Funktion wichtige Weichen für den Klimaschutz stellen, insbesondere, wenn sie Eigentümer der Baugrundstücke sind. Ein Beispiel dafür ist das Quartier Prinz-Eugen-Park in München. Die Stadt knüpfte die Vergabe einer ökologischen Mustersiedlung innerhalb des Gebietes u. a. an das Kriterium einer hohen Kohlenstoffspeicherung, wie sie insbesondere der Baustoff Holz leistet. Im Ergebnis entstand die größte zusammenhängende Holzbausiedlung Deutschlands mit 566 Wohnungen in Holz- und Holz-Hybrid-Bauweise. Den Klimaschutzbeitrag solcher Quartiere, aber auch einzelner Gebäude konkret quantifizieren zu können, das wird mit dem Kommunalen Informationssystem Holzbau (Holzbau-KIS) möglich sein. Die generierten Daten können als Entscheidungshilfe, zur Integration in kommunale Klimaschutzkonzepte und der Kommunikation dienen.

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Die Transformation in der Bauwirtschaft durch den mehrgeschossigen Holzbau stärkt die notwendige Dekarbonisierung. Foto: Holzbauwelt.de

Die Ausgangsbasis für das Projekt Holzbau-KIS stellt das im Vorläuferprojekt entwickelte Fachinformationssystem Holzbau-GIS dar. Holzbau-GIS wurde als Prototyp auf Basis öffentlich zugänglicher Geodaten aus Nordrhein-Westfalen und lokaler Datensätze der Stadt Menden entwickelt. In dem webbasierten Kommunikationstool werden räumliche Fachdaten mit Gebäudetypologien, baulicher Struktur und THG-Minderungspotenzialen verbunden und ermöglichen damit die Verknüpfung von Baumaßnahmen mit Klimaschutzzielen. Außerdem wendet das Tool normkonforme Berechnungsmethoden auf Gebäudeebene, analog der Grundsystematik im Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude (QNG), an.  Die verwendeten Daten stammen aus der ÖkoBauDat, der Datenbasis für die Ökobilanzierung von Bauwerken des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.

Im aktuellen Projekt soll anhand weiterer Städte eine Anpassung an andere landes- und kommunenspezifische Datensätze erfolgen. So soll überprüft werden, welche Daten vorliegen und welche Anpassungen erforderlich sind, um das System auch bundesweit einsetzen zu können.

Auf technischer Seite sollen zudem Performance-steigernde Optimierungen des webbasierten Tools realisiert werden, indem der Übergang zur aktuellsten Version der Software disy Cadenza Plattform für Business & Location Intelligence geschaffen wird. Besonderes Augenmerk liegt auf verständlicher Darstellung und guter Bedienbarkeit trotz umfangreicher Analyse- und Planungsfunktionalitäten.

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Nachhaltiges Bauen durch eine Parkplatzüberbauung als Holzhybridbau vom Dantebad II in München durch den modernen Holzbau. Foto: Huber & Sohn

Während sich das Holzbau-GIS auf die Themen Neubau und Sanierung mit Holz bezog, ergänzen die Forschenden im neuen Holzbau-KIS Szenarien zur Aufstockung, Nachverdichtung und zu ausgewählten Nichtwohngebäuden, hier vor allem kommunale und öffentliche Gebäude, mit Holz. Hinzu kommt das Thema Blau-Grüne Infrastruktur – der Begriff beschreibt den Ansatz, über Entsiegelung, Anlegen von Versickerungs- und Grünflächen oder wasserspeichernde Elemente zunehmende Wetterextreme im Klimawandel abzufedern.

Das Holzbau-KIS geht damit über das Holzbauthema hinaus und wird zum kommunalen Planungswerkzeug für Klimaschutz- und Klimafolgenanpassung. Bereits im ersten Projekt hatte sich gezeigt, dass das System für Kommunen noch interessanter ist, wenn es weitere Informationen für die kommunale Bauleitplanung oder andere ökologisch-relevante Fachplanungen verarbeiten und bereitstellen kann.

Zusammenfassung: Das Klimaschutzprojekt “Kommunales Informationssystem Holzbau (Holzbau-KIS)” hat als Ziel, das Potenzial einer stofflichen Nutzung von Holzprodukten im Bauwesen als zusätzliche Klimaschutzmaßnahme für Kommunen darzustellen und praktisch handhabbar zu machen. In verschiedenen Szenarien werden realisierbare Potenziale für THG-Einsparungen durch Bauen und Sanieren mit Holz projiziert. Ein im Forschungsvorhaben Holzbau-GIS, anhand der Stadt Menden, entwickeltes GIS-basiertes Fachinformationssystem soll um weitere Szenarien (Aufstockung und Nachverdichtung) sowie thematisch assoziierte Themengebiete (Blau-Grüne Infrastruktur) ergänzt werden. Zusätzlich soll seine Anwendung auf ausgewählte Nichtwohngebäude ausgeweitet werden. Die Ergebnisse zeigen sowohl die Kohlenstoffspeicherung im Holzwerkstoff als auch das Substitutionspotenzial durch den Ersatz von Bauteilen in mineralischer Bauweise durch Holzkonstruktionen.

Kooperation mit: Umwelt + Ökologie im Bauwesen, Ruhr-Universität Bochum und Disy Informationssysteme GmbH, 2023-2026. Fördergeber: BMEL über FNR

Anfragen zu bevorstehenden Planungen für kommunale Bauprojekte in Holz- oder Holzhybridbauweise zur Unterstützung gerne an info(at)holzbauwelt.de

Quellen: fnr.de / holzbauwelt.de

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