Holzhochhäuser im Aufwind – Wie Deutschland in die Höhe baut

Als ressourcenschonende, CO₂-speichernde und architektonisch vielseitige Bauweise gelten Holzhochhäuser als Vorreiter einer neuen urbanen Baukultur. Doch was macht das Bauen in die Höhe mit Holz so besonders – und worauf kommt es in der Planung an? Ich habe mit Sebastian Bildau, selbständiger Architekt, Atelier Bildau aus München, ein ausgewiesener Holzbau-Experte, über Chancen, Herausforderungen und die Zukunft des Holzhochhausbaus gesprochen.

Wie siehst du die Entwicklung im konstruktiven Holzbau bei Holzhochhäusern?

In den letzten Jahren gab es einen Wettstreit um das höchste Holzhochhaus, besonders in Asien, Australien und Nordamerika. Holzhochhäuser sollten nur dann gebaut werden, wenn sie ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich sinnvoll sind. Der Standort von Hochhäusern sollte sehr sorgsam ausgewählt werden. In den meisten Städten ist dies ja sehr gut durch die Bebauungspläne oder gesonderte Hochhausmasterpläne geregelt. Die Münchner Hochhausstudie von 2023 ist hier ein gutes Beispiel und legt beispielsweise Standorte und Qualitätskriterien fest. Die Materialwahl muss gemeinsam mit allen Planern und dem Bauherrn bewertet werden. Mit zunehmender Höhe nimmt der Holzanteil ab, da der Materialaufwand und die Kosten steigen. Holz-Beton-Verbundkon-struktionen (HBV) sind verbreitet, doch ich favorisiere eine Kombination aus Stahl und Holz, da beide Materialien vorgefertigt und trocken als Bausatz montiert werden können.

Holzhochhäuser
Mit 65 Metern ist das „Roots“ in Hamburg derzeit das höchste Holzhochhaus Deutschlands. Foto: Daniel Sumesgutner

Müssen es immer 80 – 100 Meter im Holzhochhausbau sein?

Die Höhe eines Holzhochhauses hängt vom Standort und den wirtschaftlichen Gegebenheiten ab. In vielen Innenstädten können 60-80 Meter aus Holz gebaut werden, wobei Brandschutz und Akustik eine große Rolle spielen. Gebäude bis 60 Meter können fast komplett aus Holz gebaut werden, auch der Kern kann aus Holzwerkstoffen bestehen. Bei höheren Gebäudehöhen sollte eine Kombination aus Holz und Stahl in Betracht gezogen werden, da Holzgebäude leichter sind und kleinere Fundamente benötigen. Zudem sollten Hochhäuser vielfältige Nutzungen wie Wohnen, Büro, Kultur und Freizeit bieten und nachhaltig in der Durchmischung und Nutzung sein.

Wie stehen die Chancen bei fünf bis achtgeschossigen Holzbauten am Markt?

In Deutschland sind Holzbauten bis etwa 13 m Höhe besonders gefragt, was ca. 4 Stockwerken entspricht. In vielen Städten sollte jedoch dichter und höher gebaut werden. In der Schweiz gibt es keine Höhenbegrenzung für Holzhochhäuser, und in den USA sind bis zu 9 Stockwerke aus Holz erlaubt. Holzgebäude mit 4 bis 9 Geschossen sind sehr gefragt und werden häufig nachgefragt. Auch bestehende Gebäude können mit Holzbauteilen nachverdichtet oder aufgestockt werden, was die horizontale Nachverdichtung fördert.

Was bedeutet das für die Entwicklung im Holzbau insgesamt?

Der Holzbau ist führend in vielen Bereichen, aber es gibt noch Herausforderungen, wie etwa die Verbesserung der Vorfertigung und die Standardisierung von Bauteilen. Die Planung muss an die neuen Fertigungsprozesse angepasst werden, um schneller und effizienter bauen zu können. Auch die Zulassung von Materialien sollte flexibler gestaltet werden. Ein wichtiger Fokus sollte auf der Nachverdichtung bestehender Gebäude liegen, um unnötige Neubauten zu vermeiden und die Städte dichter zu entwickeln.

Holzhochhäuser
Abbildung einer Hochhausstudie vom Architekten Sebastian Bildau. Grafik: Atelier Bildau

Wie siehst du die Entwicklung im Holzbau für dein Atelier?

Im Atelier Bildau arbeiten wir an Konzepten für Holzhochhäuser zwischen 120-150 Meter, wobei der Holzanteil zugunsten von Stahl und Beton reduziert wird. Auch neue Materialien wie Eukalyptus und Bambus werden erforscht. Ein wichtiger Schwerpunkt ist der Stadtumbau, wobei die Dichte und Durchmischung der Nutzung berücksichtigt werden. Wir setzen auf digitale Planung, Parametrik und KI, um den Holzbau effizienter zu gestalten und mit Holzbaufirmen und Softwareherstellern an der Optimierung der Fertigung zu arbeiten.

lebt in Stuttgart und betreibt als unabhängiger Holzhaus-Experte aus Leidenschaft verschiedene Blogs und das Portal holzbauwelt.de. Er informiert über Trends im Wohnungs- und Gewerbebau mit dem Baustoff Holz für Bauherren, Investoren, Planer im modernen Holzbau. E-Mail senden