Bauen mit Holz soll in Baden-Württemberg mit der neuen Holzbau-Richtlinie 2023 künftig einfacher werden. Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen hat eine neue Fassung der Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen erlassen, und im Zuge dessen unter anderem eine neue Holzbau-Richtlinie (HolzBauRL) veröffentlicht.
Die Holzbau-Richtlinie konkretisiert die Brandschutzanforderungen an mehrgeschossige Gebäude in Holzbauweise: Bisher übliche Einschränkungen – zum Beispiel, dass jeder Einzelfall gutachterlich bewerten muss – werden zurückgenommen. Das schaffe Planungssicherheit für das Bauen mit Holz und spart Zeit und Geld. Ziel sei es, dass künftig noch mehr nachhaltige und innovative mehrgeschossige Gebäude in Holzbauweise im Land entstehen können. Baden-Württemberg möchte damit ein deutliches Zeichen für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Bauwesen setzen.
Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen
Die Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen konkretisiert die allgemeinen Anforderungen, die die baden-württembergische Landesbauordnung (LBO) an Gebäude und bauliche Anlagen stellt. Diese Anforderungen betreffen zum Beispiel die Standsicherheit, den Brandschutz, Schallschutz oder Umweltschutz: Sie sorgen dafür, dass Gebäude sicher sind und die Gesundheit ihrer Nutzerinnen und Nutzer nicht gefährden.
Die Verwaltungsvorschrift präzisiert diese abstrakten Anforderungen der LBO und führt technische Regeln wie DIN-Normen oder Regeln des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) als Technische Baubestimmungen ein. Damit bildet sie die Grundlage für die Planung, Bemessung und Ausführung von Gebäuden. Die Technischen Baubestimmungen sind von allen Baubeteiligten – Bauherren, Planern, Bauausführenden und Baurechtsbehörden – zu beachten. Die aktuelle Fassung der Verwaltungsvorschrift vom 12. Dezember 2022 ist am 1. Januar 2023 in Kraft getreten.
Vier neue Richtlinien rund um den Brandschutz
Zusammen mit der Neufassung der VwV TB hat das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen vier Richtlinien, jeweils in der Fassung von Dezember 2022, veröffentlicht und als Technische Baubestimmungen bekanntgemacht:
- Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Leitungsanlagen (Leitungsanlagen-Richtlinie – LAR)
- Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Lüftungsanlagen (Lüftungsanlagen-Richtlinie – LüAR)
- Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau (Industriebau-Richtlinie – IndBauRL)
- Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Bauteile und Außenwandbekleidung in Holzbauweise (Holzbau-Richtlinie – HolzBauRL)
Neue Holzbau-Richtlinie mit praktischem Bauteilkatalog
Die neue Holzbau-Richtlinie basiert auf der länderübergreifend erarbeiteten Muster-Holzbau-Richtlinie von Oktober 2020. Sie konkretisiert die Brandschutzanforderungen an Gebäude der Klasse 4 und 5 (das heißt Gebäude mit einer Höhe des obersten Fußbodens von sieben bis 22 Metern über dem Gelände) in Holzbauweise und soll damit für eine breite Anwendung sorgen.
Ergänzt wird sie durch einen neuen, umfangreichen Bauteilkatalog in der Anlage zur VwV TB: Dieser zeigt Ausführungsbeispiele von Wänden, Decken und deren Fügungen in Holzbauweise, welche die Brandschutzanforderungen erfüllen. Das bietet nicht nur wertvolle Hinweise für die Praxis, sondern erweitert im Vergleich zur Muster-Holzbau-Richtlinie auch den Anwendungsbereich und Regelungsinhalt: Entsprechend neuester Erkenntnisse wird der umfassende Einsatz von Holz in Gebäuden der Klasse 4 und 5 ohne die bisher notwendige zeit- und kostenintensive gutachterliche Bewertung und bauaufsichtliche Entscheidung im Einzelfall möglich.
Quelle: Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, Architektenkammer Baden-Württemberg mit weiterführenden Links.
Fazit: Die neue Holzbau-Richtline in Baden-Württemberg ermöglicht den innovativen Holzbau im Südwesten und erleichtert beispielsweise die Tragwerksplanung zur Abbildung der Planungs- und Bauprozesse im Holzbau beim mehrgeschossigen Bauen.
Konkretes Projektziel von circularWOOD ist es, einen Beitrag zur Skalierbarkeit der Kreislauffähigkeit von Holzbauten in Deutschland zu leisten. Dazu müssen zwei Ebenen adressiert werden. Die Ebene der theoretischen Erkenntnisse aus der aktuellen Forschung sowie die Ebene der Erfahrungen aus der Umsetzungspraxis.
Aus diesen Fragestellungen von circularWOOD werden konkrete Projektziele abgeleitet zu den Potenzialen des modernen Holzbaus im Kontext einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft:
■ Einordnung des kreislaufgerechten Bauens mit Holz und damit verbundenen Themen in den übergeordneten Forschungsstand zur Kreislaufwirtschaft und den zur Kreislaufwirtschaft im Holzbau.
■ Synthese der Erfahrungen aus der Umsetzung von Pilotprojekten im Kontext des Potenzials des industrialisierten, modernen Holzbaus.
■ Ableitung von Empfehlungen für (politische) Entscheidungstragende und Akteur:innen in der Planungs- und Umsetzungspraxis.
Der Fokus von circularWOOD liegt auf der kreislaufgerechten Umsetzung von Holzbauten in Deutschland. Damit soll eine Bestimmung der Rahmenbedingungen für Planungs- und Bauprozesse und Regularien, die auf Landesebene unterschiedlich sind, ermöglicht werden. Allerdings ist der moderne Holzbau in seiner Entwicklung in den Ländern des D-A-CH-Raumes übergreifend verknüpft.
Durch die Kooperation der Technischen Universität München mit der Hochschule in Luzern werden die Erfahrungen aus der Umsetzungspraxis in Deutschland durch solche in der Schweiz angereichert. Dadurch ist die Überprüfbarkeit gewährleistet, inwiefern national unterschiedlicher Rahmenbedingungen die Skalierbarkeit beeinflussen.
Notwendigkeit für eine Betrachtung der Kreislauffähigkeit im Holzbau
Die Bauindustrie hat einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt. Sie ist nach Angaben der Vereinten Nationen für etwa 40 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen und mehr als die Hälfte des weltweiten Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Um diese Emissionen zu reduzieren und die planetaren Grenzen zu beachten, sind nachhaltige Ressourcennutzung, der Einsatz erneuerbarer Ressourcen und der möglichst lange Verbleib von Baustoffen im Stoffkreislauf notwendig. Die Umsetzung von Prinzipien der Kreislaufwirtschaft im Holzbau wird umfassend diskutiert.
Das Forschungsprojekt circularWOOD greift relevante Fragestellungen zur Übertragung zirkulärer Prinzipien auf den modernen Holzbau auf. Der Bericht liefert einen Überblick zu den Erkenntnissen in der Literatur, analysiert Hemmnisse und Potenziale aus Sicht der Holzbaubranche, fasst Erfahrungen aus ersten Umsetzungsprojekten zusammen und skizziert Elemente für ein zukünftiges Bild der Kreislaufwirtschaft im Holzbau. Im Fokus des Projekts steht eine hochwertige stoffliche Nachnutzung,
Projektteam, Organisation, Kooperationspartnerinnen von circularWOOD
Das Projekt wird von zwei Forschungspartnerinnen, die eine langjährige Forschungszusammenarbeit über zahlreiche Projekte aufgebaut haben, durchgeführt:
■ Technische Universität München (TUM), School of Engineering and Design, Lehrstuhl für Architektur und Holzbau
■ Hochschule Luzern – Technik & Architektur, Institut für Architektur (IAR), Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP)
Arbeitspakete
Für die Beantwortung der Forschungsfragen ist das Projekt in folgende Arbeitspakete gegliedert:
Dieses Projekt wurde gefördert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) aus Mitteln des Innovationsprogramms Zukunft Bau.
AUTORINNEN des Forschungsprojektes circularWood: Dr. Sandra Schuster, TU München und Dr. Sonja Geier, Hochschule Luzern.
Hier geht es zum Forschungsbericht circularWOOD Paradigmenwechsel für eine Kreislaufwirtschaft im Holzbau.