Holzmodulbau mit über 1.000 Holzmodulen – Zollhochschule in Rostock

Den Neubau der Zollhochschule des Bundes in Rostock wird von einem Joint Venture aus Kaufmann Bausysteme und Primus Developments den Holzhybrid-Campus nach einem Entwurf der Berliner Architekten Sauerbruch Hutton realisieren. Die Ausbildungsstätte im Rostocker Ortsteil Lichtenhagen wird Platz für 600 Studierende des Zolls bieten.

Der Campus in Rostock-Lichtenhagen an der Möllner Straße 10-12 soll sich dabei in zwei Nutzungsbereiche gliedern:

  • ein zentrales viergeschossiges Hochschulgebäude mit insgesamt 24 Lehrsälen, 2 Hörsälen, 48 Gruppenarbeitsräumen und einer Bibliothek sowie einer Mensa, aber auch Büro- und Verwaltungsbereichen und
  • zwei siebengeschossige Wohngebäude mit Wohn- und Aufenthaltsbereichen, die Platz für 620 Unterkünfte bieten.

Es werden auf dem Gelände eine ausreichende Anzahl an PKW- und Fahrradstellplätzen sowie Stellplätze mit E-Ladesäulen geschaffen.

Die Bruttogeschossfläche beträgt ca. 40.000 Quadratmeter, der Raumbedarf umfasst etwa 19.000 Quadratmeter.

Zollhochschule Rostock
Mit über 1.000 Holzmodulen wird der Campus der Zollhochschule in Rostock in Holzhybridbauweise realisiert. Grafik: Sauerbruch Hutton

Joint Venture erhält den Zuschlag über das 230 Millionen Bauprojekt als Holzmodulbau

Nach dem etwa einjährigen Auswahlverfahren zur sogenannten Zollhochschule bekam die Bietergemeinschaft aus dem österreichischen Holzmodulbauer Kaufmann Bausysteme und dem Hamburger Projektentwickler Primus Developments mit einem Entwurf der Berliner Architekten Sauberbruch Hutton den Zuschlag als Totalübernehmer.

Das Trio Kaufmann Bausysteme GmbH, Sauerbruch Hutton und Primus Developments realisierte zuletzt den Luisenblock West mit 400 Büros für den Deutschen Bundestag – ebenfalls in Holzmodulbauweise. Das Pilotprojekt für die Kooperation war das Studentenwohnheim Woodie, das 2016 mit 371 Apartments in Hamburg-Wilhelmsburg entstand.

Laut offizieller Mitteilung überzeugte das Konzept für die Zollhochschule in Rostock besonders mit Nachhaltigkeit und der vorhandenen Produktionskapazität. Bis September 2025 sollen bereits alle Module fertig ausgeliefert werden – 2.500 Kubikmeter Holz verteilt auf 1000 Holzmodule. Produziert wird im Werk Berlin-Köpenick wie auch bereits die HOMEB Module für den Schulhausbau in Berlin von Kaufmann Bausysteme.

„Das ist mit einem Investitionsvolumen von 230 Mio. Euro das derzeit größte Bauprojekt in Rostock“, erläuterte Heiko Geue (SPD), Finanzminister von Mecklenburg-Vorpommern. Die Bauarbeiten für den Campus der Zollhochschule starten voraussichtlich im März 2024 auf dem 3 ha großen, früheren Areal des Instituts für Grundschulpädagogik der Universität Rostock.

Erhalt von Wohnheimen durch Sanierung möglich und Neubau von Gebäuden erforderlich

Bis auf zwei sanierte Studentenwohnheime an der Südostseite des Grundstücks werden die weiteren Bestandsgebäude in naher Zukunft abgerissen. Der zunächst geprüfte Erhalt weiterer Gebäudeteile sei aufgrund der schlechten Bausubstanz sowie der Verwendung von Asbest nicht möglich gewesen, erklärte Carmen-Alina Botezatu, Leiterin des Staatlichen Bau- und Liegenschaftsamts (SBL) des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Rostock, im Vorfeld der Wettbewerbsvorstellung gegenüber der Ostsee-Zeitung.

Zollhochschule Rostock
Ausschlaggebend für die Vergabe waren die hohe Nachhaltigkeit, ein außergewöhnlicher Entwurf und die Lieferkapazität. Grafik: Sauerbruch Hutton

„Die Hochschule soll ein modernes, positives und inspirierendes Leuchtturmprojekt für Nachhaltigkeit und die Aufwertung des Stadtteils Lichtenhagen werden.“ Damit will Botezatu auch das schlechte Image des Stadtteils Lichtenhagen aufwerten, der bundesweit primär durch die rassistischen Ausschreitungen 1992 an der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber bekannt ist.

Holzmodule aus Berliner Produktion von Kaufmann Bausysteme „Just-in-time“

Beim Lehrgebäude wird das Erdgeschoss als Holzingenieurkonstruktion errichtet, auf der die Obergeschosse mit gespiegelt kammartigen Grundrissen aus gestapelten Holzmodulen entstehen. „Wir haben beim Lehrgebäude den Holzanteil – etwa im Vergleich zu den Wohnheimbauten – noch einmal um 20% bis 30% erhöht“, erklärte Achim Nagel, geschäftsführender Gesellschafter von Primus Developments.

Für die beiden Wohnheimbauten werden das Sockelgeschoss sowie die Erschließungskonstruktion in Stahlbeton gefertigt. Die Unterkünfte selbst bestehen aus 600 Einzelzimmern – ein Zimmer ein Modul – sowie 20 Sondermodulen für Familien oder für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Die Holzmodule werden aus Brettsperrholz in der Kaufmann-Produktion in Berlin vorgefertigt und via Lkw just-in-time zur Montage nach Rostock gefahren. Unter dem erhöhten, begrünten Hof zwischen den Wohnriegeln werden Pkw-Stellplätze untergebracht.

Achim Nagel von Primus Developments: „Wir sind sehr glücklich, gemeinsam mit unserem langjährigen Partner Kaufmann Bausysteme den Zuschlag zu diesem besonderen Projekt erhalten zu haben. Mit dem Neubau der Hochschule des Bundes entsteht in innovativer Holzmodulbauweise ein ökologisches Unikat. Durch den außergewöhnlichen Entwurf von Sauerbruch Hutton wird das Projekt auch architektonisch überregionale Strahlkraft entwickeln. Rostock-Lichtenhagen wird mit der Zollhochschule einen neuen, zukunftsweisenden Impuls erhalten und ein Beispiel für das Bauen der Zukunft sein.“

Quellen: Kaufmann Bausysteme, Primus Developments, Ostsee-Zeitung, Holzbauwelt.de.

lebt in Stuttgart und betreibt als unabhängiger Holzhaus-Experte aus Leidenschaft verschiedene Blogs und das Portal holzbauwelt.de. Er informiert über Trends im Wohnungs- und Gewerbebau mit dem Baustoff Holz für Bauherren, Investoren, Planer im modernen Holzbau. E-Mail senden