Nachhaltig bauen? Laut Studie ohne Aufpreis möglich! Studie widerlegt Mythos: Klimaschutz am Bau ist nicht teurer, sondern clevererForschungserfolg: Klimafreundliches Bauen schont Klima und Geldbeutel Klimaschutz beim Bauen – von der Studie bestätigt: bezahlbar und zukunftsweisend Studie macht Mut: Nachhaltig bauen geht auch wirtschaftlich.
Warum diese Studie wichtig ist
Kaum ein Vorurteil hält sich im Bau- und Immobiliensektor so hartnäckig wie: „Nachhaltig bauen ist teurer.“ Die Kurzstudie „Lebenszyklusbasierte Betrachtung von Gebäuden“ (14.05.2025) widerlegt diese Annahme anhand realer Projektdaten. Sie analysiert Gebäudeökobilanzen und Lebenszykluskosten und zeigt: Klimaschutz am Bau ist eine Frage guter Planung – nicht des Budgets.
Der Hebel liegt im Tragwerk
Für Planende liegt der größte Einfluss auf „graue Emissionen“ in Bauweise und Tragwerksmaterial. Projekte mit Holztragwerk schneiden in der Regel am besten ab, weil Herstellung und Rückbau weniger Treibhausgase verursachen
Kosten versus CO₂: Kein Naturgesetz
Die Gegenüberstellung von Herstellungskosten mit den bauwerksbedingten Emissionen zeigt keine feste Kostensteigerung bei besseren CO₂-Werten. Entscheidend ist die konsistente, qualitätsvolle Planung – dann können ambitionierte Klimaziele sogar kostengünstiger erreicht werden.
Lebenszyklus im Blick: Verschiebung der Emissionsanteile
Die Studie verdeutlicht einen wichtigen Trend: Ältere Projekte (DGNB-Version 2015) erzeugen rund ein Drittel der Emissionen im Bau und zwei Drittel im 50-Jahre-Betrieb. Neuere, energieeffizientere Projekte (DGNB-Version 2018) verschieben den Schwerpunkt deutlich in die Bauphase – der Betrieb ist so optimiert, dass graue Emissionen zunehmend den größten Anteil am Lebenszyklus ausmachen. Konsequenz: Materialwahl und Bauprozesse rücken ins Zentrum der Klimastrategie.
copyright DGNB
Praxisbeispiel: CampusRO in Rosenheim (DGNB Platin)
Das CampusRO von ACMS Architekten gilt als eine der nachhaltigsten Studierendenwohnanlagen Deutschlands. Das Quartier ist DGNB Platin zertifiziert, erreicht KfW-40-Plus-Standard, bietet 211 Apartments und nutzt u. a. Holz(hybrid)-Bauweisen, begrünte Dachflächen und gemeinschaftliche Außenräume. Das Projekt zeigt, dass klimaneutrale Konzepte auch im kosten- und flächensensiblen Segment Studentenwohnen umsetzbar sind.
Big Points – auf einen Blick (für Planung & Entscheidung)
Kein Kostennachteil durch Klimaschutz: Ambitionierte THG-Grenzwerte sind ohne Mehrkosten erreichbar – abhängig von Planung, Bauweise und Material.
Tragwerk entscheidet:Holz/Hybrid reduziert graue Emissionen signifikant – insbesondere in den Modulen A1–A3 (Herstellung) und bei End-of-Life.
Lebenszyklus zählt: Emissionsschwerpunkt verlagert sich von Betrieb zu Bau – Ökobilanz & LCC früh integrieren.
Planungsqualität schlägt „Teures Material“: Interdisziplinäre, frühzeitige Planung senkt gleichzeitig CO₂ und CapEx.
Regulatorischer Rückenwind: Die EPBD führt Nullemissionsgebäude ab 2030 als Standard ein (öffentliche Neubauten bereits früher) – Wer jetzt umstellt, minimiert Risiken.
Best Practice vorhanden:CampusRO zeigt Machbarkeit im Kostenfokus-Segment Studentisches Wohnen (DGNB Platin, KfW-40-Plus).
Handlungsempfehlungen für Bauherren, Planende & Kommunen
Ökobilanz & LCC ab Vorentwurf fixieren
Verankern Sie THG-Ziele (grau + Betrieb) und Lebenszykluskosten in A/B-Phasen: Material- und Tragwerksentscheidungen früh priorisieren.
Tragwerksstrategie „Holz zuerst“ prüfen
Prüfen Sie systematisch Holz oder Hybridlösungen (Holz/Beton) auf Tragfähigkeit, Brandschutz und Rückbaubarkeit – meist CO₂-günstiger bei gleichen/günstigeren Kosten.
Standardisierte Wissenspfade aufbauen
Nutzen Sie Wissens- und Erfahrungsaustausch (Projektdatenbanken, Lessons Learned, DGNB-Richtlinien), um Lösungen skalierbar zu machen.
Vergabe und Wettbewerbe lebenszyklusorientiert
Fordern Sie Ökobilanzen (nach EN 15978) und CapEx/OpEx-Optimierung als Zuschlagskriterium; definieren Sie THG-Grenzwerte und Bonus/Malus.
EPBD-Fit machen
Planen Sie Neubauten konsequent Richtung Zero-Emission-Building: minimale Lasten, erneuerbare Deckung, Flexibilität für Netzintegration.
Was bedeutet das für Projektkalkulation und Risiko?
Wer nur auf Investitionskosten schaut, übersieht Risikoprämien durch Regulierung, CO₂-Preis und Stranded-Asset-Gefahr. Lebenszyklusoptimierte Projekte bieten dagegen robustere Renditen, weil sie Compliance-Risiken senken und Wiederverkaufswerte stützen – ohne zwingend höhere CapEx. Die Befunde der Studie sind damit ökonomisch und ökologisch schlüssig.
Häufige Missverständnisse – kurz geklärt
„Holz ist immer teurer.“
Nicht per se. In der Vergleichsgruppe zeigen Holztragwerke häufig günstigere Klimawerte ohne Mehrkosten – der Unterschied liegt in Planung und Systemwahl.
„CO₂-arme Gebäude rechnen sich erst später.“
Die Auswertung zeigt: Ambitionierte Ziele sind heute mit gleichen oder niedrigeren Herstellungskosten erreichbar – der Payback ist nicht nur „irgendwann“.
„Im Betrieb holen wir alles raus.“
Bei effizienten Neubauten dominiert zunehmend die Bauphase – wer graue Emissionen ignoriert, verfehlt die größten Hebel.
Sie planen einen Neubau oder Wettbewerb? Setzen Sie Ökobilanz-Ziele und Tragwerksstrategie gleich zu Projektstart – und fordern Sie DGNB-konforme Nachweise in der Vergabe. Die Datenlage zeigt: Klimaschutz rechnet sich – jetzt.
Sigurd Maier
lebt in Stuttgart und betreibt als unabhängiger Holzhaus-Experte aus Leidenschaft verschiedene Blogs und das Portal holzbauwelt.de. Er informiert über Trends im Wohnungs- und Gewerbebau mit dem Baustoff Holz für Bauherren, Investoren, Planer im modernen Holzbau.
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