Notwendigkeit einer Lebenszyklusbetrachtung

Bedingt durch den fortwährenden und sich beschleunigenden Klimawandel ist eine Lebenszyklusbetrachtung bei vielen Produkten und Bereichen eine absolute Notwendigkeit um die die bisher verursachten CO2-Emissionen zügig einzudämmen.

Der letzte IPCC-Bericht (2022) des Weltklimarates hat erneut die Notwendigkeit für eine sofortige und beschleunigte Reduktion der Treibhausgasemissionen belegt und ermittelt, dass die bisher vorgesehenen Klimaschutzmaßnahmen der Weltgemeinschaft nicht ausreichen, um das 1,5°C-Ziel zu erreichen.

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung hat für Deutschland berechnet, dass das noch verfügbare faire CO2-Budget Deutschlands für einen 1,5°C-Pfad in 2031 abgelaufen ist2. Umfassende, tiefgreifende und zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen sind notwendig, um den globalen Klimawandel einzudämmen.

Mit dem Klimaschutzgesetz hat sich die Deutsche Regierung das Ziel gesetzt bis 2045 klimaneutral zu werden. Dies beinhaltet als Zwischenziele, dass bis 2030 im Vergleich zu 1990 65% weniger Treibhausgas (THG)-Emissionen ausgestoßen werden dürfen und im Jahr 2040 die Emissionen um mindestens 88% zu reduzieren sind.

Lebenszyklusbetrachtung im Gebäudebereich ist naheliegend

Gebäude spielen für das Erreichen dieser Ziele eine große Rolle. Blickt man nur auf die direkten Emissionen im Gebäudebereich, liegt der Anteil bei 16 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland. Doch je weiter man die Vorketten einbezieht, desto größer wird der Anteil. Werden auch die indirekten Emissionen hinzugezählt, also die Emissionen, die in der Energiewirtschaft anfallen zur Bereitstellung von Strom und Fernwärme, macht der Anteil des Gebäudebereichs fast ein Drittel der Gesamtemissionen aus.

Lebenszyklusbetrachtung Baubereich
Eine Lebenszyklusbetrachtung im Baubereich ist zwingend um die richtigen Schlüsse für den Klimaschutz zu ziehen. Foto: nachhaltigesbauen.de

Werden auch die Emissionen, die durch die Produktion von Baustoffen und -teilen, Anlagentechnik und den Bau selbst, anfallen einbezogen, liegt der Anteil bei ca. 40 Prozent der CO2-Emissionen. Der Bausektor in Deutschland ist darüber hinaus für fast die Hälfte des nationalen Abfallaufkommens verantwortlich. In 2019 fielen 230 Mio. Tonnen pro Jahr Bau- und Abbruchabfälle an. Nur 15,8 Mio. Tonnen des Abfallaufkommens im Gebäudebereich werden hochwertig wiederverwendet.

Die Notwendigkeit der Kreislauffähigkeit der im Bau verwendeten Materialien, auch zirkuläres Bauen genannt, wird hier deutlich. Erst durch eine Lebenszyklusperspektive auf den Gebäudesektor können die Emissionen und der ökologische Fußabdruck ganzheitlich und langfristig verringert werden.

Lebenszyklusanalyse misst den Energieverbrauch entlang der Lebenszeit

Während der Energiebedarf eines Gebäudes meist über den Wärme- bzw. Kälteenergiebedarf und den jährlichen Strombedarf gemessen wird, umfasst eine Lebenszyklusanalyse jede angefallene und zukünftig anfallende Energie, die ein Gebäude entlang der Lebenszeit bedarf. Die Lebenszyklusanalyse (auch Life Cycle Assessment, LCA) ist eine Ökobilanz, die einen rechnerischen Nachweis der ökologischen Wirkungen der im Bauwerk verwendeten Materialen darstellt.

Die Ökobilanz ist eine Methode zur Bewertung der Umweltauswirkungen eines oder mehrerer Produktsysteme auf Basis aller wesentlichen Stoff- und Energieströme. Sie beinhaltet die Erfassung der Stoff- und Energieströme (Sachbilanz), die Klassifizierung und Charakterisierung der erfassten Substanzen hinsichtlich ihrer Umweltwirkungen (Wirkungsabschätzung) und die anschließende Auswertung.

Fazit: Je mehr Menschen auf der Welt leben, desto mehr Wohnraum wird benötigt. Das ist nicht nur eine Frage von Kapazitäten – sondern auch eine des Klimaschutzes. Global werden jährlich über 4,6 Milliarden Tonnen Zement verbaut. Bei dessen Herstellung fallen ganze 2,8 Milliarden Tonnen CO2 an. Das sind fast acht Prozent der weltweiten Emissionen – somit mehr als die globale Rechenleistung und der weltweite Flugverkehr zusammen. Klimafreundliche und nachwachsende Rohstoffe, wie z.B. Holz eignen sich als nachhaltiger Baustoff für die Reduzierung der CO2-Emissionen besser. Auch die Kombination von Beton und Holz als Holzhybridbau ist eine interessante Alternative für mehrgeschossige Gebäude zur Schaffung von Wohnraum.

Quellen: nachhaltigesbauen.de, energie-experten.org, IPCC-Bericht 2022

lebt in Stuttgart und betreibt als unabhängiger Holzhaus-Experte aus Leidenschaft verschiedene Blogs und das Portal holzbauwelt.de. Er informiert über Trends im Wohnungs- und Gewerbebau mit dem Baustoff Holz für Bauherren, Investoren, Planer im modernen Holzbau. E-Mail senden